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Public Eye - Geschäftsmodell - Evergreening - Roches Patentpolitik treibt Medikamentenkosten in die Höhe

2025-11-06        
   

Dank unzähliger Nebenpatente kann der Basler Pharmakonzern sein Monopol auf Herceptin und drei andere wichtige Brustkrebspräparate immer weiter verlängern. Wie eine Untersuchung von Public Eye belegt, behindern auch 27 Jahre nach Markteinführung über 100 Patente den Zugang zu günstigeren Generika. Diese Profitoptimierung belastet die Gesundheitskosten in der Schweiz und anderswo. Zugleich zeigt sich, dass der aktuelle Preisdruck für patentierte Medikamente von Trump auf Roche & Co bei uns und in ganz Europa den gegenteiligen Effekt haben könnte.

Seit Ende der 1990er hat Roche mit Herceptin und seinen Derivaten – Perjeta, Kadcyla und Phesgo – mehr als 156 Milliarden Franken Umsatz erzielt. Eingesetzt werden diese Medikamente zur Behandlung einer besonders aggressiven Form von Brustkrebs (HER2+). Die für viele Frauen überlebenswichtigen biologischen Präparate sind eine tragende Ertragssäule des Pharmariesen. Hinter dem kommerziellen Grosserfolg verbirgt sich eine ausgeklügelte «Evergreening»-Strategie, neudeutsch für die missbräuchliche Anhäufung von Sekundärpatenten. Statt echter therapeutischer Fortschritte schützen sie das Monopol von Roche und damit dessen hohen Einkünfte – zum Nachteil von Patientinnen und öffentlichen Gesundheitsbudgets.

Auf der Basis offizieller Quellen hat Public Eye in einer aufwändigen Recherchesagenhafte 183 Patente gezählt, die Roche in den USA zum Schutz dieser Antikörper-Behandlungen erteilt wurden. In Europa sind es 95 (die auch in der Schweiz gültig sind). 100 davon sind in den USA und 64 in Europa noch immer in Kraft, wodurch der Konzern sein Monopol bis 2042 bzw. 2039 sichert. Fast 95% dieser Patente beziehen sich nicht auf den Wirkstoff, sondern auf Herstellungsverfahren, Formulierungen oder modifizierte Dosierungen. Und Roche geht auch rechtlich gegen seine Konkurrenten vor: In den USA wurden von 2017 bis heute acht Hersteller von Generika wegen mutmasslicher Patentverletzung verklagt.

Diese aggressive Patentpolitik hilft Roche auch bei der Durchsetzung seiner überhöhten Preise. 2014 war Roche mit dem vom Bundesamt für Gesundheit angebotenen Preis unzufrieden und strich Perjeta von der Liste der von der obligatorischen Krankenversicherung erstatteten Medikamente. Diese Erpressung zahlte sich aus, da das Produkt ein Jahr später mit höherem Realpreis wieder aufgenommen wurde. Letzten Sommer wiederholte Roche diese Strategie für Lunsumio, ein anderes seiner Krebsmedikamente. Anfang November ist es immer noch nicht zurück auf der Spezialitätenliste.

Zur Unterbindung solcher Auswüchse müssen grosse Pharma-Länder wie die Schweiz aktiv gegen missbräuchliche Sekundärpatente vorgehen. Als Mitglied des Europäischen Patentamts muss unser Land zudem eine strengere Prüfung entsprechender Anträge fordern. Denn auch wenn durch Trumps Pharmakritik die Preisexzesse für patentierte Medikamente grad im Rampenlicht sind: Die aktuellen Verhandlungen werden keine wirkliche Lösung bringen, da sie sich auf einen fiktiven Preis beziehen, der als Referenz für internationale Vergleiche dient – und nicht auf jenen realen Preis, den die Gesundheitssysteme und Patient*innen zahlen. Im Gegenteil: Wenn die Pharmakonzerne ihre Drohungen wahr machen, könnten die Arzneimittelpreise auch in der Schweiz und in Europa noch schneller als bisher steigen.

Public Eye

 

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